Lohnt sich der Klassiker heute noch? „…denn sie wissen nicht, was sie tun“ (1955) bekommt von mir 8.5/10 Punkte. James Deans ikonische Performance als rebellischer Teenager trifft auch 70 Jahre später noch mitten ins Herz. Aktuell auf Amazon Prime für 3,99€ zum Leihen.
Gestern Abend hab ich mir nach Jahren mal wieder diesen Klassiker angeschaut. Meine Frau meinte nur: „Schon wieder so’n alter Schinken?“ – aber nach 20 Minuten saß sie gebannt neben mir. Klar, der Film ist von 1955, aber was Nicholas Ray hier geschaffen hat, trifft einen Nerv, der zeitlos ist.
Worum ging’s in „Rebel Without a Cause“ nochmal genau?
Jim Stark (James Dean) ist der neue Junge in der Stadt. Wieder mal. Seine Eltern schleppen ihn von Ort zu Ort, in der Hoffnung, dass er diesmal keinen Ärger macht. Aber Jim findet Ärger – oder der Ärger findet ihn. Nach einer Nacht im Jugendarrest lernt er Judy (Natalie Wood) und den verstörten Plato (Sal Mineo) kennen. Was folgt, sind 24 Stunden voller Rebellion, erster Liebe und tragischer Missverständnisse.
Die berühmte „Chickie Run“-Szene, wo zwei Autos auf eine Klippe zurasen und wer zuerst abspringt verliert – Mann, das brennt sich ins Gedächtnis ein. Aber der Film ist mehr als nur Teenage-Rebellion. Es geht um die Suche nach Identität, um Eltern die ihre Kinder nicht verstehen, und um eine Generation, die nach dem Zweiten Weltkrieg ihren Platz sucht.
Was funktioniert richtig gut
James Dean. Punkt. Der Mann war mit seinen 24 Jahren ein Naturtalent. Jede Geste, jeder Blick sitzt. Die Art, wie er seinen Vater (Jim Backus in einer seiner besten Rollen) anschreit: „You’re tearing me apart!“ – Gänsehaut, auch beim zehnten Mal.
Die Farbgestaltung ist der Hammer. Ray nutzte CinemaScope und Technicolor so meisterhaft, dass jede Szene wie ein Gemälde aussieht. Die rote Jacke, die blauen Jeans – das wurde zur Uniform einer ganzen Generation. Und die Kameraführung beim Planetarium? Revolutionär für die Zeit.
Was hätte besser sein können
Die Eltern-Charaktere sind teilweise sehr eindimensional geschrieben. Jims Mutter ist die typische herrschsüchtige Matrone, sein Vater der Pantoffelheld mit Schürze. Das war schon damals klischeehaft. Und manche Dialoge… „Nobody understands me!“ – ja, das haben wir verstanden.
Das Tempo zieht sich stellenweise. Besonders die Mitte des Films hätte straffere Schnitte vertragen können. Aber hey, das war 1955 – da nahm man sich noch Zeit fürs Erzählen.
Die Besetzung & deutsche Synchronisation
James Dean
als Jim Stark
Deutsche Stimme: Ursprünglich Claus Biederstaedt, später Joachim Kerzel
Natalie Wood
als Judy
Deutsche Stimme: Inge Landgut (1957), Karin Buchholz (Neusynchronisation)
Sal Mineo
als John „Plato“ Crawford
Deutsche Stimme: Thomas Fritsch (erste Fassung)
Jim Backus
als Frank Stark (Jims Vater)
Deutsche Stimme: Franz Nicklisch
Ann Doran
als Carol Stark (Jims Mutter)
Deutsche Stimme: Tilly Lauenstein
Deutsche Synchronisation im Test
Original vs. Deutsch: Die deutsche Erstfassung von 1957 ist… schwierig. Man hat versucht, die Jugendsprache der 50er ins Deutsche zu übersetzen, was heute unfreiwillig komisch wirkt. „Du Feigling!“ statt „Chicken!“ nimmt der Szene einiges an Biss.
Die Neusynchronisation von 1982 ist besser gealtert. Joachim Kerzel gibt Dean eine rauere, erwachsenere Stimme, die gut zur rebellischen Natur passt. Trotzdem: Im Original hört man Deans Verletzlichkeit besser raus.
Übersetzungsfehler: Der deutsche Titel ist genial gewählt – eine Anlehnung an die Bibelstelle, während das Original „Rebel Without a Cause“ direkter ist. Funktioniert beides.
Die Kultszene – Original vs. Deutsch
Original: „You’re tearing me apart! You say one thing, he says another, and everybody changes back again!“
Deutsch (1957): „Ihr zerreißt mich! Du sagst dies, er sagt das, und dann dreht ihr euch wieder um!“
Deutsch (1982): „Ihr macht mich fertig! Ihr zerreißt mich innerlich!“
Die Intensität von Deans Ausbruch kommt in keiner Synchronisation richtig rüber. Das ist Acting auf einem Level, das man fühlen muss.
Produktion & Hintergründe
Budget: 1,5 Millionen Dollar (heute etwa 16 Millionen). Warner Bros. wollte eigentlich einen billigen Schwarzweiß-Film, aber Nicholas Ray bestand auf Farbe und CinemaScope. Gott sei Dank.
Die Dreharbeiten waren intensiv. Dean, Wood und Mineo bildeten auch privat eine enge Clique. Ray förderte Method Acting – die Emotionen sollten echt sein. Dean improvisierte viele seiner ikonischsten Momente, wie das Spielen mit dem Milchflaschenboden im Polizeirevier.
Tragische Ironie: Der Film kam am 27. Oktober 1955 in die Kinos – nur einen Monat nach James Deans Tod bei einem Autounfall. Er wurde mit 24 zur Legende.
Fun Facts & Easter Eggs
- Die rote Windbreaker-Jacke wurde zur meistkopierten Filmjacke der 50er. Dean hasste sie ursprünglich.
 - Sal Mineo war tatsächlich in James Dean verliebt – die Chemie zwischen Jim und Plato war echt.
 - Dennis Hopper hat einen kleinen Auftritt als Mitglied von Buzzs Gang – sein Filmdebüt!
 - Das Griffith Observatory wurde durch den Film zur Touristenattraktion. Heute steht dort eine James Dean Büste.
 - Natalie Wood konnte nicht schwimmen – ihre Angst in der Unterwasser-Szene war real.
 
Pro
- James Deans Performance – zeitlos und perfekt
 - Cinematografie die ihrer Zeit voraus war
 - Themen die heute noch relevant sind
 - Perfekte Laufzeit von 111 Minuten
 - Soundtrack von Leonard Rosenman
 
Contra
- Einige Dialoge wirken heute melodramatisch
 - Eltern-Charaktere zu eindimensional
 - Mittelteil zieht sich etwas
 - Deutsche Synchronisation nimmt Intensität
 
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 - Blu-ray – Ab 12€ (4K-Restoration verfügbar!)
 
Häufige Fragen zu „Rebel Without a Cause“
Ist der Film für Kinder geeignet?
FSK 12 ist gerechtfertigt. Es gibt eine Messerstecherei, die Chickie Run Szene ist intensiv, und der emotionale Gehalt überfordert jüngere Kinder. Für Teenager ab 14 aber ein wichtiger Film.
War das wirklich James Deans letzter Film?
Nein, „Giganten“ (Giant) war sein letzter Film, kam aber später raus. „Rebel“ war sein einziger Film, dessen Premiere er nicht mehr erlebte.
Gibt es eine Post-Credit-Scene?
Nein, das war 1955 noch nicht üblich. Aber bleibt für den wunderschönen Score im Abspann.
Warum ist Platos Verhalten so… seltsam?
Die homosexuellen Untertöne waren Absicht, konnten aber 1955 nicht explizit gezeigt werden. Sal Mineos Performance ist dadurch umso beeindruckender.
Technische Brillanz die ihrer Zeit voraus war
Nicholas Ray nutzte CinemaScope (2.55:1) wie ein Maler seine Leinwand. Die Komposition jeder Einstellung ist durchdacht – Charaktere werden durch Framing isoliert oder verbunden. Die berühmte Polizeirevier-Szene wurde absichtlich schräg gedreht, um Jims inneres Chaos zu visualisieren.
Der Technicolor-Prozess war teuer, aber Ray nutzte Farben als Storytelling-Tool: Rot für Rebellion (Jims Jacke), Blau für Konformität (Judys Anfangsoutfit), Weiß für Unschuld (Platos Kleidung). Das Planetarium-Finale in der Dunkelheit – ein visuelles Meisterwerk.
Mein Fazit zu „…denn sie wissen nicht, was sie tun“
Dieser Film hat mich mit 16 das erste Mal erwischt und trifft mich mit über 40 immer noch. Klar, manches wirkt heute überdramatisch, aber die Kernthemen – das Gefühl, nicht verstanden zu werden, die Suche nach Identität, der Konflikt zwischen Anpassung und Rebellion – das bleibt universell.
James Dean spielt nicht nur einen rebellischen Teenager, er IST dieser Teenager. Seine Performance ist so roh, so ehrlich, dass es wehtut. Wenn er seinen Vater anfleht, ein Mann zu sein, wenn er Plato beschützt, wenn er mit Judy im verlassenen Haus eine Familie spielt – das sind Momente, die sich einbrennen.
Der Film erfand das „Troubled Teen“-Genre und beeinflusste alles von „Die Reifeprüfung“ bis „Euphoria“. Ohne Jim Stark kein Danny Zuko, kein Marty McFly, kein Donnie Darko. Das ist Filmgeschichte, die man gesehen haben muss.
Ist er perfekt? Nein. Ist er wichtig? Absolut. Ist er sehenswert? Verdammt ja! Besonders in der 4K-Restoration ist der Film eine Augenweide. Macht euch einen Abend mit diesem Klassiker – aber schaut ihn auf Englisch, wenn ihr könnt.
Tribun
70 Jahre später trifft James Deans Performance immer noch mitten ins Herz. Der Film mag in Teilen gealtert sein, aber die rohe Emotionalität und die visuelle Brillanz machen ihn zeitlos. Ein Muss für jeden Filmfan!
Film: …denn sie wissen nicht, was sie tun
Original-Titel: Rebel Without a Cause
Jahr: 1955
Genre: Drama, Coming-of-Age
FSK: 12
Bewertung: 8.5/10
Regie: Nicholas Ray
Hauptdarsteller: James Dean, Natalie Wood, Sal Mineo
Laufzeit: 111 Minuten
Streaming: Amazon Prime, Apple TV+, Google Play
Box Office: 4,5 Millionen USD (1955)
Budget: 1,5 Millionen USD
Meine finale Wertung: 8.5/10
Habt ihr „Rebel Without a Cause“ gesehen? War James Dean für euch auch so eindrucksvoll oder findet ihr den Hype übertrieben? Und wie steht ihr zur deutschen Synchro – erträglich oder Original-only? Lasst es mich in den Kommentaren wissen!
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