Das Rätsel des silbernen Dreieck (1966) – Review: Edgar Wallace trifft Christopher Lee | WatchGuide
6,5/10 Punkte. Das Rätsel des silbernen Dreieck ist der 25. Edgar Wallace-Film der deutschen Nachkriegszeit – und einer der ungewöhnlichsten. Als britisch-deutsche Koproduktion mit Christopher Lee und Klaus Kinski bietet der Film solide Kriminalkost im Zirkusmilieu, auch wenn er nicht an die Höhepunkte der Wallace-Reihe heranreicht.
Ein Zirkus. Ein Überfall. Wurfmesser mit silbernen Dreiecken. Christopher Lee in einer Löwenbändiger-Maske. Das ist Edgar Wallace 1966 – kurz vor Ende der goldenen Wallace-Ära, als die Formel langsam ausgereizt war.
Worum geht’s in Das Rätsel des silbernen Dreieck?
Das Rätsel des silbernen Dreieck ist eigentlich eine britische Produktion mit deutschem Geld – Constantin Film steckte 500.000 DM rein, und man engagierte Wallace-Stammspieler Heinz Drache, Eddi Arent und Klaus Kinski. Regie führte der Brite John Llewellyn Moxey, und gedreht wurde in den Bray Studios von Hammer Film – ja, die Hammer Studios, wo auch Dracula entstand!
Der Film beginnt mit einem spektakulären Überfall auf einen Geldtransporter. Die Gangster entkommen mit der Beute und verstecken sich in einem Zirkus. Kurz darauf beginnt eine Mordserie – jemand tötet mit Wurfmessern, die ein silbernes Dreieck tragen.
Inspector Elliott (Leo Genn) ermittelt und stößt auf ein undurchsichtiges Ensemble von Verdächtigen: Gregor, der Löwenbändiger mit schwarzer Maske (Christopher Lee), Carl Fleming (Heinz Drache), die Akrobatin Natasha (Suzy Kendall), und natürlich Manfred (Klaus Kinski), der hier ungewohnt zurückhaltend agiert.
Der Clou: Niemand kennt das Gesicht des Killers. Die Maske macht Christopher Lee für 90% des Films unkenntlich – was viele Zuschauer enttäuschte, die ihn wegen seiner Dracula-Rollen sehen wollten.
Laut IMDb hat Das Rätsel des silbernen Dreieck eine Bewertung von 5,4/10. Das spiegelt den Status als „Mittelfeld-Wallace“ ganz gut wider – solide, aber nicht überragend.
Was funktioniert an diesem Wallace-Film?
Das Zirkus-Setting ist atmosphärisch
Die Idee, einen Wallace-Krimi in einem Zirkus anzusiedeln, ist cool. Zirkusatmosphäre hat immer was Zwielichtiges, Geheimnisvolles. Die Bray Studios haben das Zirkusmilieu ganz ordentlich eingefangen – dunkle Manegen, Wohnwagen, Raubtiere in Käfigen.
Der britische Look ist anders als bei den deutschen Wallace-Filmen. Weniger bunte Sets, mehr düstere Beleuchtung. Das wirkt stellenweise fast wie ein Hammer Horror-Film – kein Wunder bei denselben Studios.
Christopher Lee gibt dem Film Klasse
Auch wenn Lee 90% des Films maskiert ist – seine Präsenz ist spürbar. Die Szenen, wo man sein Gesicht sieht, zeigen einen Schauspieler auf anderem Niveau als viele Wallace-Routine-Darsteller. Lee bringt ernsthafte Gravitas mit, die dem manchmal albernen Wallace-Universum guttut.
Klaus Kinski ist leider unterfordert – er hat nur wenige Szenen und kann seine übliche Intensität nicht ausspielen. Schade, denn Kinski in Hochform ist immer ein Erlebnis.
Auf Rotten Tomatoes hat der Film 33% bei Kritikern und 33% beim Publikum. Das ist hart, aber nicht ganz unverdient – es ist ein durchschnittlicher Wallace, kein Klassiker.
Die Wurfmesser-Morde sind effektiv inszeniert
Die Mordszenen mit den Wurfmessern sind für 1966 ganz ordentlich. Der Killer schleicht sich an, ein Messer fliegt, Schnitt – tot. Nichts Grafisches, aber die Bedrohung ist spürbar. Das silberne Dreieck als Erkennungszeichen ist ein nettes Detail.
Was funktioniert nicht?
Die Auflösung ist vorhersehbar
Ohne zu spoilern: Wenn man ein paar Wallace-Filme gesehen hat, kann man den Täter hier ziemlich früh erraten. Die Auflösung versucht, clever zu sein, aber die Hinweise sind zu offensichtlich. Es fehlt der große Twist, den man von guten Wallace-Filmen erwartet.
Der deutsch-britische Mix verwirrt
Der Film wurde in Farbe gedreht, aber in Deutschland als Schwarzweiß-Fassung veröffentlicht (weil billiger). Die britische Fassung nutzte Johnny Douglas‘ Score, die deutsche Fassung Archivmusik. Es gab sogar eine extra gedrehte Schlussszene für Deutschland mit Drache und Kendall.
Das Ergebnis: Weder Fisch noch Fleisch. Die britische Version fühlt sich an wie ein Hammer-B-Movie, die deutsche wie ein Wallace-Film ohne das typische Wallace-Flair.
Das Tempo zieht sich stellenweise
91 Minuten klingt kompakt, aber manche Szenen ziehen sich. Lange Dialoge, die nicht viel voranbringen. Szenen im Zirkus, die mehr Atmosphäre schaffen wollen als sie tatsächlich schaffen. Das Tempo ist ungleichmäßig.
Die Besetzung & deutsche Synchronisation
Hauptdarsteller
Christopher Lee – Gregor (Löwenbändiger)
Deutsche Stimme: Arnold Marquis
Der maskierte Löwenbändiger mit dunklem Geheimnis
Heinz Drache – Carl Fleming
Deutsche Stimme: Eigene Stimme
Wallace-Stammdarsteller, hier als Verdächtiger
Klaus Kinski – Manfred
Deutsche Stimme: Eigene Stimme
Unterfordert in einer kleinen Rolle
Suzy Kendall – Natasha
Deutsche Stimme: Gisela Fritsch
Die Trapez-Künstlerin
Leo Genn – Inspector Elliott
Deutsche Stimme: Friedrich Schoenfelder
Der Scotland Yard-Inspektor
Eddi Arent – Mason (Reporter)
Deutsche Stimme: Eigene Stimme
Comic Relief à la Wallace
Deutsche Synchronisation
Die deutsche Synchronisation ist solide Wallace-Qualität. Arnold Marquis gibt Christopher Lee die richtige Mischung aus Bedrohung und Autorität. Drache, Kinski und Arent sprechen natürlich selbst – was dem Film deutsche Wallace-Authentizität verleiht, auch wenn es eine britische Produktion ist.
Eddi Arent liefert wie gewohnt die komischen Einlagen, die bei Wallace-Filmen dazugehören. Hier allerdings etwas sparsamer dosiert als in den reinen deutschen Produktionen.
Fun Facts zu Das Rätsel des silbernen Dreieck
- 🎬 Farbe oder Schwarzweiß? Der Film wurde in Farbe gedreht, aber in Deutschland als Schwarzweiß-Version veröffentlicht (Kostenersparnis). Die britische Fassung war farbig.
- 🎭 Christopher Lees Maske: Lee trug 90% des Films eine schwarze Maske – viele Zuschauer waren enttäuscht, weil sie sein berühmtes Gesicht sehen wollten
- 🎵 Zwei Versionen, zwei Soundtracks: Die britische Fassung hatte einen Johnny Douglas Score, die deutsche nutzte Archivmusik von anderen Komponisten
- 🏰 Hammer Studios: Gedreht in den Bray Studios von Hammer Film – denselben Studios, wo auch Dracula und Frankenstein entstanden
- 🎬 Deutsches Extra-Ende: Für die deutsche Fassung wurde eine exklusive Schlussszene zwischen Drache und Kendall gedreht
- 📅 Spätstart in UK: In Deutschland lief der Film am 29. April 1966, in Großbritannien erst im November 1967
- 🎪 Wallace goes British: Erster Wallace-Film, der hauptsächlich in Großbritannien produziert wurde, statt in Deutschland
- 📽️ Alternativtitel: In den USA lief der Film als „Psycho-Circus“ – ein Versuch, vom Erfolg von Hitchcocks „Psycho“ zu profitieren
- 🎨 Proto-Giallo: Der italienische Giallo-Stil (maskierter Killer, stylische Morde) war stark von Wallace-Filmen beeinflusst – dieser Film zeigt den Übergang
- 🦁 Echte Löwen: Die Löwen-Szenen wurden mit echten Raubtieren gedreht – keine CGI 1966!
Häufige Fragen zu Das Rätsel des silbernen Dreieck
Wie lange geht Das Rätsel des silbernen Dreieck?
Das Rätsel des silbernen Dreieck läuft 91 Minuten. Standardlänge für Wallace-Filme der Zeit – kompakt, aber manchmal etwas schleppend im Pacing.
Ab welchem Alter ist der Film geeignet?
Der Film hat FSK 12. Für Wallace-Verhältnisse relativ harmlos – die Gewalt ist nicht explizit gezeigt, und es gibt keine verstörenden Szenen. Für Kinder ab 12 problemlos geeignet.
Ist das ein typischer Edgar Wallace-Film?
Jein. Es ist eine britisch-deutsche Koproduktion, die versucht, beides zu sein. Heinz Drache, Klaus Kinski und Eddi Arent geben Wallace-Flair, aber der britische Produktionsstil (Hammer Studios, britischer Regisseur) macht es zu einem Hybrid. Nicht der typischste Wallace, aber erkennbar als Teil der Reihe.
Lohnt sich der Film für Christopher Lee-Fans?
Nur bedingt. Lee ist großartig in seinen Szenen ohne Maske, aber er trägt 90% des Films eine schwarze Maske. Wenn du ihn wegen seiner Dracula-Rollen sehen willst, wirst du enttäuscht sein. Für Wallace-Komplettisten ist er interessant, für Lee-Fans eher Fußnote.
Wo kann ich den Film heute sehen?
Das Rätsel des silbernen Dreieck läuft gelegentlich auf Spartensendern und ist auf DVD erhältlich. Die Farbfassung ist schwerer zu finden als die deutsche Schwarzweiß-Version. Es gibt auch restaurierte Versionen auf Blu-ray für Sammler.
Warum wurde der Film in Schwarzweiß veröffentlicht?
Kostenersparnis. Obwohl in Farbe gedreht, war die Schwarzweiß-Veröffentlichung in Deutschland billiger. Constantin Film wollte die Produktionskosten niedrig halten. Die britische Fassung war farbig, aber in Deutschland bevorzugte man den klassischen Wallace-Look in Schwarzweiß.
Pro & Contra
✅ Stärken
- Atmosphärisches Zirkus-Setting
- Christopher Lee bringt Klasse mit
- Solide Inszenierung der Mordszenen
- Hammer Studios-Optik (für UK-Version)
- Wallace-Stammbesetzung gibt Vertrautheit
- Interessanter deutsch-britischer Hybrid
❌ Schwächen
- Vorhersehbare Auflösung
- Stellenweise schleppend
- Klaus Kinski unterfordert
- Christopher Lee meist maskiert
- Weder typisch Wallace noch typisch Hammer
- Nicht der spannendste Wallace-Fall
Mein Fazit zu Das Rätsel des silbernen Dreieck
Das Rätsel des silbernen Dreieck ist ein solider, aber nicht herausragender Edgar Wallace-Film. Die Mischung aus britischer Produktion und deutscher Wallace-Tradition funktioniert nur bedingt – der Film fällt zwischen zwei Stühle.
Was ich schätze: Das Zirkus-Setting ist atmosphärisch. Christopher Lee bringt echte Schauspielklasse mit, auch wenn er meist maskiert ist. Die Produktionswerte sind für Wallace-Verhältnisse hoch – die Hammer Studios wussten, wie man stimmungsvolle Bilder schafft.
Aber: Die Story ist zu vorhersehbar. Klaus Kinski wird verschwendet. Das Tempo schwankt. Die Auflösung bringt keinen echten Twist. Es ist ein Wallace-Film, der sich anfühlt wie Routine-Arbeit – kompetent gemacht, aber ohne den Funken, der die besten Wallace-Filme auszeichnet.
Für Wallace-Komplettisten ist der Film ein Muss – als 25. Film der Nachkriegsserie gehört er zur Historie. Für Gelegenheitszuschauer gibt es bessere Einstiegspunkte in die Wallace-Welt: Der Hexer, Das Geheimnis der gelben Narzissen, Die Toten Augen von London sind alle spannender und ikonischer.
Für wen ist Das Rätsel des silbernen Dreieck?
- ✅ Edgar Wallace-Fans, die die Reihe komplett haben wollen
- ✅ Liebhaber von 60er-Jahre-Krimis
- ✅ Zuschauer, die Zirkus-Settings mögen
- ✅ Christopher Lee-Komplettisten (mit Abstrichen)
- ❌ Erwartungen an Top-Wallace wie „Der Hexer“
- ❌ Klaus Kinski-Fans (zu kleine Rolle)
- ❌ Zuschauer, die überraschende Twists erwarten
Ein solider Mittelfeld-Wallace. Nicht schlecht, aber auch nicht unvergesslich. 6,5 von 10 Punkten.
Tribun
Das Rätsel des silbernen Dreieck ist ein interessanter deutsch-britischer Hybrid aus der Spätphase der Wallace-Filme. Die Hammer Studios-Atmosphäre und Christopher Lees Präsenz geben dem Film Klasse, aber die vorhersehbare Auflösung und das ungleiche Pacing halten ihn vom Wallace-Olymp fern. Klaus Kinski wird leider verschwendet. Ein solider, aber nicht herausragender Eintrag in die Reihe.
Filmdaten bereitgestellt von
The Movie Database (TMDB)
⚡ Zuletzt aktualisiert: 17. Oktober 2025
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1 Kommentar
Wallace ist nie wirklich gut aber immer wirklich Kult