Guy Pearce

Leonard Shelby. Ein Mann ohne Gedächtnis, der verzweifelt Rache sucht. Diese Rolle hat sich in mein Hirn gebrannt – und Guy Pearce gleich mit. Der Typ aus Ely, England, geboren am 5. Oktober 1967, ist einer dieser Schauspieler, bei denen ich jedes Mal denke: Warum redet niemand mehr über ihn?

Seine Geschichte klingt wie ein Drehbuch. Mit drei Jahren wanderte die Familie nach Australien aus – sein Vater war neuseeländischer Pilot, seine Mutter Lehrerin. Dann der Schock: Ein Flugzeugabsturz riss den Vater aus dem Leben, als Guy gerade mal neun war. Wie verarbeitet man sowas? Er fand seinen Weg über Sport und Kunst. Übrigens – wusstet ihr, dass Pearce als Teenager erfolgreicher Bodybuilder war? Zwischen 16 und 22 pumpte er Eisen und holte sogar den Titel "Mr. Natural". Krass, oder? Von dort aus ging's zur Schauspielerei. 1985 tauchte er erstmals in der australischen Kultserie "Neighbours" auf. Ja, genau DIE Serie, aus der auch Kylie Minogue kam.

Der internationale Durchbruch? Kam mit Anlauf. "Priscilla – Königin der Wüste" (1994) machte ihn in Insiderkreisen bekannt. Aber dann – Moment, das muss ich kurz einordnen – dann kam 2000. Christopher Nolans "Memento". Ich erinnere mich noch, wie ich damals im Kino saß und dachte: Was zur Hölle passiert hier gerade? Pearce spielte Leonard so verletzlich, so verzweifelt, so... echt. Die rückwärts erzählte Geschichte hätte in falschen Händen nicht funktioniert. In seinen? Meisterlich. Danach rollte Hollywood den roten Teppich aus: "L.A. Confidential", "The Hurt Locker", "The King's Speech". Und ja, er war auch Aldrich Killian in "Iron Man 3" – der Bösewicht, den Tony Stark am Ende in die Luft jagt. Nicht seine beste Rolle, aber hey, Marvel-Geld stinkt nicht.

Was Guy Pearce auszeichnet? Diese chamäleonartige Wandelbarkeit.

Ganz frisch im Gedächtnis: "Der Brutalist" (2024), wo er Harrison Lee Van Buren Sr. verkörpert. Brady Corbets Drama hat bei den Golden Globes für Aufsehen gesorgt. Pearce war nominiert – verdient! In "Memory" (2022) spielte er an der Seite von Liam Neeson. Interessant dabei: Er wählt seine Projekte mit Bedacht. Keine Massenware, eher unerwartete Perlen. Mit 57 – okay, fast 58 – zeigt er keine Ermüdungserscheinungen. Im Gegenteil.

Privat hält er sich bedeckt. Was man weiß: Musik liegt ihm am Herzen, er hat sogar ein Album aufgenommen. Und der ehemalige Bodybuilder? Lebt heute wohl eher entspannt. Eine Sache noch – wer ihn nur aus Blockbustern kennt, verpasst das Beste. Schaut euch "The Proposition" an. Australisches Outback-Western-Kino. Brutal, poetisch, unvergesslich.