Karl Urban

Billy Butcher. Éomer. Bones McCoy. Drei völlig unterschiedliche Figuren – und doch steckt derselbe Typ dahinter. Karl Urban, geboren am 7. Juni 1972 in Wellington, Neuseeland, ist so einer, der sich in jede Rolle reinbeißt wie ein Terrier in seinen Lieblingsknochen.

Aufgewachsen am anderen Ende der Welt, fernab von Hollywood-Glamour, fing Urban schon früh mit der Schauspielerei an. In Neuseeland lief damals die Serie "Xena" – und wer genau hinschaut, entdeckt ihn dort in gleich mehreren Rollen. Julius Caesar, Cupid, irgendein Typ namens Mael... Der Mann war praktisch das Schweizer Taschenmesser der neuseeländischen TV-Produktion. Übrigens – seine Vielseitigkeit fiel schon damals auf. Er spielte Götter und Diktatoren mit der gleichen Überzeugung.

Dann kam 2002. Peter Jackson drehte sein Herr-der-Ringe-Epos, und Urban bekam die Rolle des Éomer. Moment – wer Éomer nicht kennt: Das ist der blonde Reiter-Typ, der mit seinen Rohirrim über die Hügel galoppiert und Orks niedermäht. Klingt simpel, aber Urban machte aus dieser Nebenrolle was Besonderes. Diese Szene in "Die Rückkehr des Königs", als er seine vermeintlich tote Schwester findet? Gänsehaut. Echt jetzt. Hollywood klopfte an, und zwar heftig. Es folgten "Die Bourne Verschwörung" als eiskalter Killer Kiril, "Riddick: Chroniken eines Kriegers" und 2005 die "Doom"-Verfilmung neben Dwayne Johnson. War "Doom" ein guter Film? Naja... war schon ziemlich trashig. Aber Urban gab trotzdem alles.

Was macht diesen Kerl eigentlich so watchable?

Ich glaub, es ist diese Mischung aus Härte und – ja, tatsächlich – Verletzlichkeit. 2009 übernahm er Dr. Leonard "Bones" McCoy in J.J. Abrams' Star-Trek-Reboot. Die Rolle, die DeForest Kelley unsterblich machte. Riskant? Absolut. Aber Urban nagelte es. Seine Version von Bones fühlte sich wie eine Hommage an, nicht wie eine Kopie. "R.E.D." kam 2010, wo er neben Bruce Willis und Helen Mirren – oder war das 2011? Egal – den CIA-Agenten William Cooper spielte. Solide Action, witzige Momente.

Und dann, 2019: The Boys. Holy shit. Als Billy Butcher in dieser bitterbösen Superhelden-Satire von Amazon fand Urban DIE Rolle seines Lebens. Okay, ich weiß – ich sollte solche Phrasen vermeiden. Aber verdammt, es stimmt halt. Dieser rächende, fluchende, moralisch fragwürdige Londoner mit dem breiten Grinsen und dem noch breiteren Hass auf "Supes"? Urban spielt das mit einer Intensität, die einen fast vergessen lässt, dass er Neuseeländer ist. Staffel 4 kam 2024, Staffel 5 ist für 2025 angekündigt – und Fans weltweit fiebern dem Finale entgegen. Sein kurzer Auftritt im Spin-off "Gen V" zeigte: Butcher funktioniert auch im erweiterten Universum.

Privat hält sich Urban eher bedeckt. Zwei Söhne hat er, und wenn er nicht gerade vor der Kamera steht, soll er ein ziemlicher Outdoor-Typ sein – typisch Kiwi eben. Ach, und sein voller Name? Karl-Heinz. Ja, wirklich. Karl-Heinz Urban. Klingt nach deutschem Buchhalter, ist aber einer der coolsten Genre-Darsteller seiner Generation.