Tim Roth

Mr. Orange. Pumpkin. Cal Lightman. Drei völlig verschiedene Rollen – und doch erkennt man ihn sofort. Tim Roth, geboren am 14. Mai 1961 in London, gehört zu jenen Schauspielern, die man nicht einfach "gut" nennen kann. Der Mann IST intensiv.

Aufgewachsen in Dulwich, Südlondon, als Sohn eines Journalisten und einer Lehrerin, hieß er eigentlich Timothy Simon Roth. Die Schauspielerei kam früh – aber nicht glamourös. 1983 spielte er in "Made in Britain" einen jugendlichen Skinhead namens Trevor. Heftige Rolle für den Einstieg. Brutal, roh, kompromisslos. Genau das, was seine Karriere prägen sollte. Ein Jahr später folgte "The Hit", sein Kinodebüt. Dann 1989 der Wahnsinn: Robert Altman besetzte ihn als Vincent van Gogh in "Vincent & Theo". Stellt euch vor – ein britischer Schauspieler verkörpert den niederländischen Maler so intensiv, dass man die Verzweiflung förmlich spürt.

1990 zog er nach Los Angeles. Kluger Move. Denn 1991 kam der Anruf, der alles veränderte: Quentin Tarantino wollte ihn für "Reservoir Dogs". Mr. Orange, der verdeckte Ermittler, der verblutet und lügt und leidet – diese Rolle machte Roth international bekannt. Die Chemie zwischen ihm und Tarantino? Offensichtlich. "Pulp Fiction" folgte 1994 (als Pumpkin, der Diner-Räuber), dann "Four Rooms", später "The Hateful Eight" und schließlich "Once Upon a Time in Hollywood". Fünf Tarantino-Filme! Nur Samuel L. Jackson kann da mithalten. Übrigens – was viele vergessen: 1998 spielte er in "Die Legende vom Ozeanpianisten" den mysteriösen Pianisten 1900. Unterschätzter Film, unterschätzte Performance.

Was macht Tim Roth eigentlich aus?

Es ist diese mürrische, introvertierte Energie. Er muss nicht viel sagen, um Präsenz zu zeigen. 2009 bis 2011 bewies er das in "Lie to Me" als Dr. Cal Lightman – ein Experte für Mikroexpressionen, der Lügen erkennt. Die Serie lief drei Staffeln und hätte länger verdient gehabt. Dann der Sprung ins MCU: 2008 verkörperte er Emil Blonsky in "Der unglaubliche Hulk", später tauchte er in "Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings" (2021) wieder auf – als Abomination. Ja, auch Charakterdarsteller landen irgendwann bei Marvel. Und 1999? Setzte er sich selbst auf den Regiestuhl für "The War Zone", ein verstörendes Drama über Missbrauch. Kein leichter Stoff, aber beeindruckend umgesetzt.

Aktuell bleibt er aktiv – auch wenn die ganz großen Blockbuster seltener geworden sind. 2025 darf man gespannt sein, ob weitere Projekte folgen. Mit 64 Jahren gehört er zu jenen Schauspielern, die nicht in Rente gehen, sondern einfach weitermachen.

Privat? Verheiratet mit der Modedesignerin Nikki Butler, zwei Söhne. Einer davon, Jack Roth, ist ebenfalls Schauspieler. Scheint wohl in der Familie zu liegen. Und wenn Tim Roth nicht vor der Kamera steht? Soll er ein ziemlich normaler Typ sein – weit entfernt von den Psychopathen, die er so gerne spielt.