Tony Leung Chiu-wai

Diese Augen. Wenn du einmal in Tony Leungs Augen geschaut hast – in einem Film, meine ich – dann vergisst du das nicht. Da liegt so eine melancholische Tiefe drin, die dich festhält. Geboren am 27. Juni 1962 in Hongkong, damals noch britische Kronkolonie, wuchs er in eher bescheidenen Verhältnissen auf.

Sein Vater verschwand früh aus seinem Leben. Tony musste als Teenager arbeiten, um die Familie zu unterstützen. Verkäufer, Bote – solche Jobs eben. Die Schauspielerei? Die kam durch Zufall. Ein Freund meldete ihn bei TVB an, dem größten Fernsehsender Hongkongs. Und plötzlich stand er vor der Kamera. Verrückt, oder? Manchmal entscheidet sich ein ganzes Leben durch so einen Moment.

Der Durchbruch kam in den 80ern, zunächst im TV. Aber dann – dann entdeckte ihn Wong Kar-wai. Ich erinnere mich noch genau, wie ich "Chungking Express" zum ersten Mal sah. Das war... warte, muss 1995 oder '96 gewesen sein, auf irgendeinem Programmkino-Festival. Tony spielt diesen verknallten Cop 663, der mit seiner Seife redet. Klingt absurd, ist aber herzzerreißend schön. Ab da ging's Schlag auf Schlag: "Hard Boiled" mit John Woo, wo er als Undercover-Cop Alan alles gibt. Dann "In the Mood for Love" im Jahr 2000 – für mich einer der schönsten Filme überhaupt. Er und Maggie Cheung, diese unausgesprochene Sehnsucht zwischen ihnen. Wahnsinn. In Cannes gab's dafür den Preis als Bester Darsteller. Verdient. "Hero" von Zhang Yimou folgte 2002, zeitgleich mit "Infernal Affairs", diesem Hongkong-Thriller, den Hollywood später als "The Departed" neu verfilmte. Tony als tragischer Undercover-Polizist Chan Wing Yan – das geht unter die Haut.

Was macht diesen Mann so besonders?

Ehrlich gesagt: Er spielt nicht. Er IST einfach. Ang Lees "Gefahr und Begierde" von 2007 bewies das erneut – eine kontroverse, mutige Rolle, die andere Schauspieler abgelehnt hätten. Und dann, 2021, kam Marvel. Ja, wirklich! In "Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings" verkörperte Tony den Bösewicht Xu Wenwu. Aber – und das ist typisch für ihn – selbst der Schurke bekommt durch ihn eine tragische Dimension. Du hasst ihn nicht einfach. Du verstehst ihn irgendwie. Für 2026 steht übrigens "Stille Freundin" an, wo er als Tony Wong zu sehen sein wird. Der Mann macht einfach weiter, mit 63.

Privat ist er seit Jahrzehnten mit Schauspielerin Carina Lau zusammen. Geheiratet haben die beiden erst 2008, nach über zwanzig Jahren Beziehung. Interviews? Gibt er selten. Rampenlicht abseits der Leinwand? Nicht sein Ding. Vielleicht macht ihn genau das so faszinierend – diese Rätselhaftigkeit, die er auch in seine Rollen mitbringt.