Der Film basiert auf den Memoiren von Amos Oz und erzählt von seiner Kindheit in Jerusalem während der Gründungsjahre Israels. Im Mittelpunkt steht die Beziehung zu seiner Mutter Fania, die mit Depressionen und innerer Zerrissenheit kämpft. Sie ist eine gebildete, sensible Frau, die an der Härte der neuen Realität zunehmend zerbricht. Ihr Mann versucht, die Familie in schwierigen Zeiten über Wasser zu halten, doch Fania driftet immer weiter ab. Der kleine Amos beobachtet das Geschehen mit kindlicher Neugier und gleichzeitig wachsender Verzweiflung. Die politischen Umbrüche und die Gründung des Staates Israel bilden den historischen Hintergrund. Der Film verbindet das Private mit dem Politischen, das Familiendrama mit dem Schicksal einer Nation. Portman zeigt das Aufwachsen in einer Atmosphäre voller Sehnsucht, Schmerz und Hoffnung. Die Geschichte endet tragisch mit Fania, die ihrer inneren Dunkelheit nicht entkommen kann. Amos aber findet in der Literatur einen Weg, dieser Welt etwas entgegenzusetzen.

Eine Geschichte von Liebe und Finsternis ist ein bemerkenswertes Regiedebüt von Natalie Portman. Sie beweist, dass sie nicht nur vor der Kamera brillieren kann, sondern auch eine klare, poetische Handschrift als Regisseurin besitzt. Der Film ist bedrückend, aber niemals aufdringlich. Statt lauter Dramatik herrscht eine bewegende Ruhe, die dem Geschehen noch mehr Gewicht verleiht. Portman inszeniert mit einer Feinfühligkeit, die das Unausgesprochene mindestens genauso stark wirken lässt wie die Dialoge. Die Atmosphäre ist dicht, fast beklemmend. Man spürt die innere Zerrissenheit der Mutterfigur in jeder Szene. Besonders eindrucksvoll ist, wie das Familiendrama untrennbar mit dem historischen Kontext verwoben wird. Der Zuschauer taucht in die Welt des jungen Amos ein und erlebt das Aufwachsen in einer politisch und gesellschaftlich zerrütteten Umgebung. Die Kameraarbeit unterstützt das hervorragend, mit Bildern, die sowohl Intimität als auch Weite transportieren. Dass der Cast bis auf Portman weitgehend unbekannt ist, erweist sich als Vorteil. Es gibt keine ablenkenden Starauftritte, stattdessen wirkt alles authentisch und ungekünstelt. Die Schauspieler überzeugen durch eine große Natürlichkeit. Dadurch wird das Leiden der Familie noch unmittelbarer spürbar. Portman selbst spielt die Mutter Fania mit einer Mischung aus Würde, Verletzlichkeit und tragischer Tiefe. Die Geschichte ist schwer verdaulich, keine leichte Kost, aber sie wirkt nachhaltig. Man verlässt den Film mit einem beklemmenden, aber zugleich bereichernden Gefühl. Es ist die Art von Kino, die nicht durch Unterhaltung glänzt, sondern durch Wirkung. Mit 8 von 10 Punkten ist Eine Geschichte von Liebe und Finsternis ein starkes, ernstes Werk, das Natalie Portman sofort als ernstzunehmende Regisseurin etabliert.