„Ganzer halber Bruder“ erzählt die Geschichte zweier Halbgeschwister, die sich nach langer Zeit wieder begegnen. Anfangs stehen Spannungen und Missverständnisse zwischen ihnen, geprägt von alten Verletzungen und familiären Konflikten. Widerwillig verbringen sie Zeit miteinander, oft gezwungen durch äußere Umstände. Die Unterschiede zwischen den beiden könnten kaum größer sein: unterschiedliche Lebensentwürfe, Haltungen und Temperamente prallen aufeinander. Doch während sie Zeit miteinander verbringen, öffnen sich langsam Türen zu gegenseitigem Verständnis. Was zunächst voller Klischees wirkt, gewinnt nach und nach emotionale Tiefe. Besonders in der Mitte des Films entfalten die Dialoge ihre Stärke und bringen echte Nähe hervor. Langsam entsteht eine zaghafte Versöhnung, die durch das Spiel der Hauptdarsteller glaubwürdig wirkt. Die Nebendarsteller spielen zwar ihre Rollen solide, bleiben aber wenig einprägsam. Am Ende steht kein kitschiges Happy End, sondern eine ehrliche, bittersüße Annäherung.

Ganzer halber Bruder ist einer dieser Filme, die zunächst recht klischeehaft wirken. Das Setting und die Konflikte scheinen vertraut, fast wie aus einem Baukasten für Familiendramen. Doch schon bald zeigt sich, dass der Film mehr zu bieten hat. Besonders die beiden Hauptdarsteller tragen die Handlung von Anfang an. Ihre Chemie stimmt, und sie schaffen es, selbst aus stereotypen Szenen etwas Echtes herauszuholen. Man spürt ihre Verletzlichkeit, ihre unausgesprochenen Konflikte und die vorsichtige Annäherung. Zur Mitte hin steigert sich der Film spürbar. Er wird emotionaler, intensiver und verliert etwas von der anfänglichen Vorhersehbarkeit. Gerade die ruhigen Momente, in denen die Figuren miteinander ins Gespräch kommen, wirken stark. Hier zeigt sich, wie viel mehr in der Geschichte steckt, als man anfangs vermutet. Die restliche Besetzung bleibt dagegen eher blass und austauschbar. Sie sind funktional, aber nie so präsent wie das zentrale Duo. Trotzdem stört das nicht allzu sehr, da der Fokus klar auf den Halbgeschwistern liegt. Die Regie vertraut auf kleine Gesten, Blicke und Dialoge, die viel unausgesprochen lassen. Dadurch gewinnt der Film gegen Ende an Authentizität. Kein überzogener Kitsch, sondern eine ehrliche Auseinandersetzung. Es sind vor allem die Grautöne, die den Film tragen. So bleibt am Ende das Gefühl zurück, etwas Echtes gesehen zu haben, trotz aller Klischees. Mit 7 von 10 Punkten ist Ganzer halber Bruder ein gutes, solides Drama, das besonders durch seine Hauptdarsteller glänzt.