Mo Folchart (Brendan Fraser) besitzt eine ungewöhnliche Gabe: Wenn er laut aus Büchern vorliest, werden Figuren aus der Geschichte lebendig – dafür verschwindet jedoch jemand aus der realen Welt in das Buch hinein. Eines Tages wird seine Frau Resa auf diese Weise in das Fantasybuch Tintenherz hineingezogen, während der gefährliche Schurke Capricorn (Andy Serkis) in die reale Welt gelangt. Jahre später zieht Mo mit seiner Tochter Meggie (Eliza Hope Bennett) quer durch Europa, um nach einem weiteren Exemplar des Buchs zu suchen, um seine Frau zurückzuholen. Als Meggie entdeckt, dass sie die gleiche Fähigkeit wie ihr Vater besitzt, geraten beide in Lebensgefahr. Capricorn und seine Schergen wollen die Macht der Vorleser nutzen, um ganze Heerscharen aus der Fantasiewelt heraufzubeschwören. Unterstützung bekommen sie von Staubfinger (Paul Bettany), einer zwiespältigen Figur, die selbst zurück in seine Buchwelt will. Die Grenzen zwischen Fiktion und Realität verschwimmen immer mehr. Schließlich muss Meggie selbst zum Helden ihrer eigenen Geschichte werden. In einem letzten Versuch liest sie das Schicksal aller neu – und bringt Ordnung in das Chaos aus Worten und Wirklichkeit. Am Ende findet die Familie wieder zusammen, doch das Abenteuer hat Spuren hinterlassen.
Tintenherz ist ein Film, der auf dem Papier eigentlich alles richtig macht – großartige Vorlage, starke Darsteller und ein fantasievolles Konzept. Cornelia Funkes Roman bietet so viele kreative Ideen, dass man sich eine ganze Filmreihe hätte vorstellen können. Brendan Fraser ist als Vorleser Mo solide besetzt, mit seiner Mischung aus Bodenständigkeit und Abenteuergeist. Eliza Hope Bennett überzeugt als Meggie, und auch Paul Bettany als Staubfinger bringt Charisma und Tiefe. Andy Serkis liefert wie immer einen starken, leicht überdrehten Schurken. Doch trotz all dieser Bausteine bleibt der Film merkwürdig blass. Es fehlt an Magie, an echtem Staunen – an dem Gefühl, das man bei Fantasy braucht. Die Effekte sind ordentlich, aber nicht beeindruckend. Vieles wirkt zu sauber, zu brav, zu wenig atmosphärisch. Die Welt, die eigentlich voller Wunder stecken sollte, fühlt sich erstaunlich leblos an. Die Geschichte verliert sich in vielen Nebenfiguren, ohne wirklich einen klaren Fokus zu halten. Statt Spannung entsteht ein zähes Vorankommen, bei dem man mehr auf das Ende wartet als auf den nächsten Moment. Dabei steckt in der Grundidee – Worte werden Wirklichkeit – eigentlich pures Kinogold. Leider gelingt es Regisseur Iain Softley nicht, diesen Zauber greifbar zu machen. Der Film bleibt gefällig, aber nie mitreißend. Kinder dürften sich vom bunten Treiben unterhalten fühlen, Erwachsene aber kaum emotional abgeholt werden. So bleibt Tintenherz ein solider, aber unspektakulärer Fantasyfilm, der mehr Potenzial als Seele hat.
WhiskyTom
Ein gut gemeinter Fantasyfilm mit starker Vorlage, aber zu wenig Magie. Schauspielerisch solide, erzählerisch blass.
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