Ein unterschätzter Eastwood-Thriller mit tödlichem Ernst. Im Auftrag des Drachen kombiniert Spionage mit waghalsigen Kletterszenen, bei denen Eastwood sein Leben riskierte. Tragisch überschattet vom Tod eines Stuntmans während der Dreharbeiten. 7.5/10 Punkte.
Clint Eastwood riskiert sein Leben in 4.000 Fuß Höhe ohne Stunt-Double. Ein Kameramann stirbt. John Williams komponiert seinen einzigen Eastwood-Score. Das ist nicht einfach nur ein Action-Thriller – das ist Cinema, bezahlt mit echtem Blut und Schweiß am gefährlichsten Berg Europas.
📊 Im Auftrag des Drachen auf einen Blick:
- Original-Titel: The Eiger Sanction
- Jahr: 1975
- Laufzeit: 123 Minuten
- FSK: Ab 12 Jahren
- Genre: Thriller, Action, Abenteuer
- Budget: 9 Millionen Dollar
- Box Office: 14,2 Millionen Dollar weltweit
- IMDb-Rating: 6.4/10 (über 20.000 Votes)
- Rotten Tomatoes: 64% Tomatometer | 54% Audience Score
- Metacritic: Keine Bewertung
- WatchGuide: 7.5/10
Worum geht’s in Im Auftrag des Drachen?
Dr. Jonathan Hemlock (Clint Eastwood) ist hauptberuflich Kunstgeschichte-Professor und leidenschaftlicher Gemäldesammler. Was niemand weiß: Er finanziert seine teure Sammlung als Auftragskiller für eine mysteriöse Regierungsorganisation namens C2. Als er endgültig aussteigen will, wird er zu einem letzten Job erpresst: Er muss die Eiger-Nordwand besteigen und dabei einen russischen Doppelagenten identifizieren und eliminieren – das Problem: Er weiß nicht, welches Mitglied der Klettergruppe sein Ziel ist.
Basierend auf dem Roman von Trevanian verbindet der Film klassische Spionage-Elemente mit authentischen Bergsteiger-Sequenzen. Laut Wikipedia wurden die Kletterszenen komplett ohne CGI an realen Locations gedreht, darunter die Eiger-Nordwand in der Schweiz, Monument Valley und Zion National Park.
Was funktioniert richtig gut
✅ Die Kletterszenen sind atemberaubend. Eastwood bestand darauf, alle Stunts selbst zu machen – inklusive der ikonischen Szene, wo er in 4.000 Fuß Höhe sein eigenes Seil durchschneidet. Keine Tricks, keine Stunt-Doubles, nur rohe Angst und Adrenalin.
✅ John Williams‘ einziger Eastwood-Score ist eine Jazz-inspirierte Überraschung. Völlig anders als seine späteren Blockbuster-Kompositionen, aber perfekt für die 70er-Jahre-Coolness des Films.
✅ George Kennedy als Ben Bowman liefert den komödiantischen Gegenpol zu Eastwods stoischem Killer. Die Chemie zwischen den beiden stimmt.
✅ Authentizität. Die Klettertechnik, Ausrüstung und Gefahren sind realistisch dargestellt. Kletterer bezeichnen den Film bis heute als einen der authentischsten Bergfilme überhaupt.
Was hätte besser sein können
❌ Die Spionage-Handlung ist verworren. Der Film kann sich nicht entscheiden, ob er Thriller, Action oder Satire sein will. Die ersten 45 Minuten schleppen sich.
❌ Zu lang mit 123 Minuten. Strafferer Schnitt hätte dem Film gutgetan – besonders im mittleren Teil gibt’s Längen.
❌ Altbackene Gender-Darstellung. Die weiblichen Charaktere sind reine Klischees und haben null Agency. Selbst für 1975 fragwürdig.
❌ Tonal inkonsistent. Der Film schwankt zwischen ernsthaftem Thriller und Bond-artiger Albernheit, findet aber nie den richtigen Ton.
Die Besetzung & deutsche Synchronisation
Clint Eastwood – Dr. Jonathan Hemlock
Deutsche Stimme: Michael Cramer
Kunstprofessor und Ex-Auftragskiller mit Höhenangst
George Kennedy – Ben Bowman
Hemlock’s Kletterpartner, der für die Rolle 20 Kilo abnehmen musste
Vonetta McGee – Jemima Brown
Geheimagentin mit eigener Agenda
Jack Cassidy – Miles Mellough
Hemlock’s ehemaliger Partner und Verräter
Heidi Brühl – Anna Montaigne
Deutsche Schauspielerin in einer Nebenrolle
Deutsche Synchronisation
Die deutsche Synchronfassung entstand bei Berliner Synchron GmbH Wenzel Lüdecke mit Dialogregie von Joachim Kunzendorf. Michael Cramer liefert eine solide Performance als Hemlock, auch wenn er nicht ganz an Eastwoods raue Coolness heranreicht. Die Kinofassung war um 5 Minuten gekürzt – auf Blu-ray sind diese Szenen nur mit englischem Originalton verfügbar.
Wo kann ich Im Auftrag des Drachen schauen?
Produktion & Hintergründe
Die Tragödie am Eiger
Am 13. August 1974 ereignete sich die Katastrophe: Der 26-jährige britische Kameramann David Knowles seilte sich mit Mike Hoover an der Westflanke der Eiger ab, um Aufnahmen zu machen. Ein massiver Felsbrocken löste sich, traf beide Männer und tötete Knowles auf der Stelle. Hoover überlebte mit gebrochenem Becken.
Eastwood erwog, die Produktion abzubrechen. Die Crew überredete ihn weiterzumachen – Knowles‘ Tod sollte nicht umsonst gewesen sein. Der Film widmet ihm den Abspann: „In Memory of David Knowles“.
Eastwoods waghalsige Stunts
Clint Eastwood bestand darauf, alle Kletterszenen selbst zu drehen. Die berüchtigtste Sequenz zeigt ihn, wie er in 4.000 Fuß Höhe am Totem Pole in Monument Valley sein eigenes Seil durchschneidet – kein Green Screen, kein Stunt-Double, nur ein dünner Draht als Absicherung.
Das Team war das letzte, das legal auf den Totem Pole klettern durfte. Danach wurde die Besteigung permanent verboten.
Fun Facts & Trivia
- 🎬 John Williams‘ einziger Eastwood-Film: Der Komponist schrieb den Jazz-inspirierten Score als einzige Zusammenarbeit mit dem Regisseur
- 🏔️ Letztes Team auf dem Totem Pole: Eastwood und sein Team waren die letzten Menschen, die legal auf den berühmten Felsturm in Monument Valley klettern durften
- 💪 George Kennedy’s Transformation: Kennedy musste 20 Kilo abnehmen und intensives Klettertraining absolvieren für seine Rolle
- 📚 Trevanian-Mysterium: Der Autor des Romans „Trevanian“ war ein Pseudonym für Rodney William Whitaker, einen Filmwissenschafts-Professor
- 🎭 Claudine Auger’s gelöschte Szene: Die Ex-Bond-Girl drehte eine komplette Szene als Geheimagentin, die komplett rausgeschnitten wurde
- 🇨🇭 Polystyrol-Souvenirs: Fake-Felsbrocken aus Polystyrol blieben in den Schweizer Alpen zurück und wurden später von Fans als Souvenirs gesammelt
- ⛰️ Messner & Habeler: Während der Dreharbeiten stellten Reinhold Messner und Peter Habeler ihren Rekord auf: Eiger-Nordwand in nur 10 Stunden
Häufig gestellte Fragen zu Im Auftrag des Drachen
Ist der Film für Kinder geeignet?
Mit FSK 12 grundsätzlich okay für ältere Kids, aber die Gewaltszenen und besonders die Kletterunfälle könnten verstören. Die lange Laufzeit von 123 Minuten ist auch nicht gerade kinderfreundlich. Eher was für Teenager ab 14 Jahren.
Hat Clint Eastwood wirklich alle Stunts selbst gemacht?
Ja, mit einer Ausnahme: Der simulierte 2.500-Fuß-Sturz wurde mit einem Dummy gedreht. Aber alles andere – inklusive dem wahnsinnigen Seil-Durchschneiden in 4.000 Fuß Höhe – machte Eastwood selbst ohne Stunt-Double.
Warum floppte der Film an der Kinokasse?
Mit 14,2 Millionen Dollar bei 9 Millionen Budget war er kein totaler Flop, aber für einen Eastwood-Film deutlich unter den Erwartungen. Die verworrene Handlung und gemischte Kritiken schreckten Zuschauer ab.
Gibt es eine Director’s Cut Version?
Nein, aber die Blu-ray enthält die ungekürzte Version mit 5 Minuten zusätzlichem Material, das in der deutschen Kinofassung fehlte. Diese Szenen sind nur auf Englisch mit Untertiteln verfügbar.
Wie realistisch sind die Kletterszenen?
Extrem realistisch! Profikletterer Alex Honnold (Free Solo) bezeichnete die Desert Tower-Szene als „die authentischste Klettersequenz in der Hollywood-Geschichte“. Die Technik, Ausrüstung und Gefahren sind akkurat dargestellt.
Wurde der Film wegen des Unfalls jemals kontrovers diskutiert?
Ja, durchaus. Kritiker warfen Eastwood vor, leichtsinnig mit der Sicherheit der Crew umgegangen zu sein. Der Unfall führte zu strengeren Sicherheitsvorschriften bei Bergfilm-Produktionen in Hollywood.
Basiert der Film auf einer wahren Geschichte?
Nein, es ist reine Fiktion basierend auf Trevanian’s Roman. Die Eiger-Nordwand und ihre Gefahren sind allerdings sehr real – bis zu den Dreharbeiten 1974 hatte sie bereits 41 Kletterer das Leben gekostet.
Pro & Contra im Überblick
✅ Stärken
- Spektakuläre echte Kletterszenen ohne CGI
- Eastwoods waghalsige Stunt-Performance
- John Williams‘ unterschätzter Jazz-Score
- Atemberaubende Schweizer Bergkulisse
- Authentische Klettertechnik
- George Kennedys komödiantisches Timing
❌ Schwächen
- Verworrene Spionage-Handlung
- Zu lang mit 123 Minuten
- Altbackene Gender-Darstellung
- Tonal inkonsistent
- Schwache Dialoge stellenweise
- Erste 45 Minuten schleppen sich
Mein Fazit zu Im Auftrag des Drachen
Im Auftrag des Drachen ist Clint Eastwods sperriger Sonderling – kein Meisterwerk, aber verdammt mutig. Die Spionage-Story ist wirr und die ersten 45 Minuten zäh wie Kaugummi, aber sobald die Crew am Eiger ankommt, wird der Film zur visuellen Sensation.
Was mich heute noch beeindruckt: Die Authentizität. Eastwood hatte wirklich Eier aus Stahl, sich ohne Tricks da hochzuhangeln. Die Tragödie mit David Knowles macht das Ganze noch beklemmender – das ist nicht Hollywood-Make-Believe, das ist echtes Risiko mit tödlichen Konsequenzen.
John Williams‘ Jazz-Score ist der heimliche Star. So untypisch für ihn, aber es passt perfekt zur 70er-Coolness. Schade, dass der Film damals floppte – heute würde man sowas als „praktische Effekte“ feiern und Awards dafür einheimsen.
Ist es Eastwoods bester Film? Nein. Ist es sein unterschätztester? Absolut. Die Kletterszenen sind legendär, der Score ist klasse, und George Kennedy ist ein Entertainer. Nur die lahme Spionage-Story nervt.
Tribun
Eastwoods Eiger-Thriller mag als Spionagefilm schwächeln, aber die spektakulären echten Kletterszenen ohne CGI und John Williams' Jazz-Score machen ihn zum Kultfilm. Clint riskierte hier wirklich sein Leben – und ein Crewmitglied verlor seins. Das sieht und spürt man.
Filmdaten bereitgestellt von The Movie Database (TMDB)
Film: Im Auftrag des Drachen
Original-Titel: The Eiger Sanction
Jahr: 1975
Genre: Thriller, Action, Abenteuer
FSK: 12
Bewertung: 7.5/10
Regie: Clint Eastwood
Drehbuch: Hal Dresner, Warren B. Murphy, Rod Whitaker
Hauptdarsteller: Clint Eastwood, George Kennedy, Vonetta McGee, Jack Cassidy, Heidi Brühl
Deutsche Synchronsprecher: Michael Cramer als Jonathan Hemlock
Laufzeit: 123 Minuten
Kinostart USA: 21. Mai 1975
Kinostart DE: 18. Dezember 1975
Box Office: 14,2 Millionen Dollar weltweit
Budget: 9 Millionen Dollar
Studio: Universal Pictures, Malpaso Company
Produktion: Robert Daley für Eastwood’s Malpaso Company
Musik: John Williams
Awards: Keine bedeutenden Auszeichnungen
Sequel/Prequel: Keine
Franchise: Standalone
Kernaussage: Eastwood riskiert sein Leben für spektakuläre echte Kletterszenen – tragisch überschattet vom Tod eines Crewmitglieds
IMDB-ID: tt0072926
TMDB-ID: 20187
IMDb Rating: 6.4/10
Rotten Tomatoes: 64% Tomatometer | 54% Audience Score
Basiert auf: Roman von Trevanian (1972)
Todesfall: David Knowles (26), Kameramann, starb am 13. August 1974 während der Dreharbeiten an der Eiger-Nordwand
⚡ Zuletzt aktualisiert: 20. Januar 2025
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