8.0/10 Punkte. Casino Royale ist ein hervorragender Action-Thriller mit Daniel Craig in Bestform – aber als Bond-Film? Das hier ist kein 007 mehr, wie man ihn kennt. Wo ist der Charme, der Humor, die Eleganz? Technisch brillant, aber die Seele von Bond fehlt mir hier.
2006 passierte etwas Radikales: James Bond wurde komplett neu erfunden. Nach Jahren voller unsichtbarer Autos und Kitsch-Onelinern kam Casino Royale und fegte das ganze Franchise leer. Daniel Craig trat an – und lieferte einen brutalen Action-Thriller ab. Nur: Ist das noch Bond? Oder einfach ein guter Spionagefilm mit dem falschen Namen?
Worum geht’s in Casino Royale?
Die Bond-Reihe war 2006 in einer Sackgasse. Die Brosnan-Ära hatte mit Die Another Day so hart ins Klo gegriffen, dass keiner mehr wusste, wie es weitergehen sollte. Unsichtbare Autos? CGI-Tsunamis? Madonna-Cameos? Das Franchise brauchte dringend einen Hard Reset. Und genau den lieferte Casino Royale.
Regisseur Martin Campbell – der Typ, der schon mit GoldenEye Pierce Brosnan erfolgreich einführte – bekam den Job, Bond neu zu erfinden. Diesmal sollte alles anders werden: Dunkler. Härter. Realistischer. Zurück zu Ian Flemings Wurzeln. Und vor allem: Zurück zu einem Bond, der nicht unverwundbar ist, sondern ein Mensch aus Fleisch und Blut.
Die Story? James Bond hat gerade seinen 00-Status bekommen – das bedeutet: Lizenz zum Töten. Seine erste große Mission führt ihn nach Montenegro zu einem Hochrisiko-Pokerspiel im Casino Royale. Sein Gegner: Le Chiffre, ein Banker für Terroristen, gespielt von Mads Mikkelsen. Der Plan ist simpel: Le Chiffre beim Poker ruinieren und ihn zwingen, sich dem MI6 anzuschließen. Klingt einfach, oder?
Natürlich läuft alles schief. Bond verliebt sich in Vesper Lynd, die Treasury-Agentin, die das Geld für das Pokerspiel überwacht. Eva Green spielt sie mit einer Mischung aus Eleganz und Geheimnis, die einen sofort einfängt. Und plötzlich ist das hier kein Bond-Film mehr mit One-Night-Stands und vergessenen Bond-Girls – das ist eine echte Liebesgeschichte. Mit allen Konsequenzen.
Der neue Bond: Härter, brutaler, menschlicher
Daniel Craig war die umstrittenste Bond-Besetzung aller Zeiten. Blond? Zu rau? Nicht elegant genug? Das Internet rastete aus. Und dann kam der Film – und alle hielten die Klappe. Denn Craig liefert hier eine Performance ab, die alles verändert hat.
Sein Bond ist keine glatte Geheimwaffe mehr. Er macht Fehler. Er blutet. Er wird vergiftet, gefoltert, verletzt sich beim Parkour durch eine Botschaft. Und er verliebt sich – richtig verliebt, nicht nur Bett-verliebt. Das hier ist ein Bond am Anfang seiner Karriere, noch nicht abgestumpft, noch mit Gefühlen. Und genau das macht ihn so verdammt interessant.
Die Besetzung: Perfekt bis ins Detail
Hauptdarsteller
Daniel Craig – James Bond
Deutsche Stimme: Dietmar Wunder
Craig brachte 20 Pfund Muskeln drauf, las alle Fleming-Romane und sprach mit echten Mossad-Agenten. Seine Vorbereitung zahlt sich aus – das ist der physischste Bond aller Zeiten. Er verlor beim Dreh zwei Zähne und machte die meisten Stunts selbst.
Eva Green – Vesper Lynd
Das beste Bond-Girl der gesamten Reihe. Keine hilflose Schönheit, sondern eine intelligente, komplexe Frau mit eigener Agenda. Green gewann für ihre Rolle den BAFTA Rising Star Award – völlig zurecht.
Mads Mikkelsen – Le Chiffre
Ein Bond-Bösewicht ohne Welteroberungspläne oder Superwaffen. Nur ein verzweifelter Mann mit blutenden Augen und einem Pokerproblem. Mikkelsen spielt ihn brillant bedrohlich und menschlich zugleich.
Judi Dench – M
Dench ist die einzige Konstante aus der Brosnan-Ära und perfekt als harte, kompromisslose M. Ihre Dynamik mit Craig ist fantastisch – endlich eine M, die Bond auch mal anschreit.
Jeffrey Wright – Felix Leiter
Der beste Felix Leiter seit Langem. Wrights lockere Art kontrastiert perfekt mit Craigs intensivem Bond.
Giancarlo Giannini – René Mathis
Der MI6-Kontakt in Montenegro, der Bond zur Seite steht – mit italienischem Charme und Witz.
Deutsche Synchronsprecher: Erstklassige Arbeit
Die deutsche Synchro wurde von Interopa Film in Berlin unter der Leitung von Frank Schaff produziert – und die haben einen verdammt guten Job gemacht. Dietmar Wunder wurde mit Casino Royale zur festen deutschen Stimme von Daniel Craig und trifft den Ton perfekt: Hart, aber nicht hölzern. Gefährlich, aber nicht eindimensional.
Fun Fact: Der Film beschäftigte auch mehrere deutsche Schauspieler, darunter Ludger Pistor als Banker Mendel, Clemens Schick als Kratt und Jürgen Tarrach als Gettler. Die internationale Produktion spürt man in jeder Szene.
📊 Casino Royale auf einen Blick:
- Jahr: 2006
- Laufzeit: 144 Minuten (längster Bond bis dahin!)
- FSK: Ab 12 Jahren (Deutschland)
- Genre: Action, Thriller, Spionage
- Box Office: 616 Millionen USD weltweit (4. erfolgreichster Film 2006)
- Rotten Tomatoes: 94% Kritiker, 90% Publikum
- ⭐ WatchGuide-Bewertung: 8.0/10
Was Casino Royale so verdammt gut macht
Wo fange ich an? Dieser Film macht einfach alles richtig. Die Eröffnungssequenz zeigt in Schwarz-Weiß, wie Bond seine ersten beiden Kills macht und den 00-Status verdient. Brutal, schnell, ohne Schnickschnack. Dann knallt Chris Cornells „You Know My Name“ rein – einer der besten Bond-Songs aller Zeiten – und du weißt: Das hier wird anders.
Die Parkour-Verfolgungsjagd am Anfang ist legendär. Bond jagt einen Bombenbauer durch eine Baustelle in Madagaskar, und statt wie dieser elegant über Mauern zu springen, rennt Craig einfach durch die Wand. Das fasst seinen Bond perfekt zusammen: Nicht elegant, sondern effektiv. Die Szene brauchte sechs Wochen Drehzeit und zeigt echte Stunts von Sébastien Foucan, einem der Erfinder des Parkour. Kein CGI-Quatsch.
Das Pokerspiel: Spannung ohne Explosionen
Die zentrale Szene des Films ist ein verdammtes Pokerspiel. Texas Hold’em über mehrere Runden. Klingt langweilig? Ist es absolut nicht. Martin Campbell inszeniert das Spiel wie einen Thriller – du spürst jede Entscheidung, jede Strategie, jeden Bluff. Und währenddessen entwickelt sich die Chemie zwischen Bond und Vesper.
Fun Fact: Daniel Craig war der einzige Hauptdarsteller am Pokertisch, der vorher nicht Poker spielen konnte. Alle anderen – inklusive Mads Mikkelsen – waren Profis. Craig musste das Spiel erst lernen.
Die Folterszene: Unerträglich und unvergesslich
Und dann gibt es diese Szene. Le Chiffre hat Bond gefangen und foltert ihn – indem er ihm mit einem geknoteten Seil auf die Genitalien schlägt. Das ist so unangenehm anzuschauen, aber gleichzeitig so brillant gespielt. Craig war beim Dreh komplett nackt mit nur einem Holzschutz, und Mikkelsen schwang das Seil wirklich hart. Regisseur Campbell musste sie bremsen, weil es zu intensiv wurde. Und Bonds Reaktion? Galgenhumor und Trotz. Das ist der härteste Bond-Moment aller Zeiten.
Die Vesper-Geschichte: Ein Bond mit gebrochenem Herzen
Was Casino Royale wirklich von allen anderen Bond-Filmen unterscheidet: Die Liebesgeschichte funktioniert. Bond und Vesper haben echte Chemie, echte Gespräche, echte Gefühle. Die Zugszene, in der sie sich gegenseitig analysieren, ist brillant geschrieben. Und das Ende – ohne Spoiler – bricht einem das Herz. Hier wird klar, warum Bond später so wird, wie er ist: kalt, emotionslos, keine echten Beziehungen mehr.
Eva Green ist einfach außergewöhnlich in dieser Rolle. Sie spielt Vesper mit so vielen Schichten – elegant, verletzlich, geheimnisvoll, stark. Man versteht sofort, warum Bond sich in sie verliebt. Und warum ihr Verrat ihn so zerstört.
Action ohne CGI-Wahnsinn
Ein riesiger Unterschied zu früheren Bond-Filmen: Casino Royale setzt auf praktische Stunts statt auf Computereffekte. Das Ergebnis? Action, die sich real anfühlt. Schwer. Gefährlich.
Der Aston Martin DBS Barrel Roll ist Guinness-Weltrekord-würdig – sieben komplette Überschläge mit einer luftbetriebenen Kanone hinter dem Fahrersitz. Drei DBS wurden zerstört, jeder im Wert von 300.000 Dollar. An einem Nachmittag. Das ist Hingabe.
Die Prügelszenen sind brutal und ungeschönt. Bond kämpft nicht elegant wie in einem Tanzballett – er prügelt sich durch, schmutzig und verzweifelt. Das fühlt sich echt an. Und wenn er verletzt wird, sieht man das. Er blutet, er humpelt, er leidet. Endlich ein verwundbarer Bond.
💬 Legendäre Zitate aus Casino Royale
Mein Name ist Bond. James Bond.
Original: „The name’s Bond… James Bond.“
Ich bin das Geld.
Original: „I’m the money.“
Warum ist es so, dass Leute die keine Ratschläge annehmen können, immer darauf bestehen, welche zu geben?
Original: „Why is it that people who can’t take advice always insist on giving it?“
Sie sind nicht mein Typ. – Intelligent? – Alleinstehend.
Original: „You’re not my type. – Smart? – Single.“
Ich habe einen Smoking. – Es gibt Smokings und Smokings. Das hier ist letzteres.
Original: „I have a dinner jacket. – There are dinner jackets and dinner jackets. This is the latter.“
Die Schlampe ist tot.
Original: „The bitch is dead.“
Fun Facts & Easter Eggs zu Casino Royale
- 🎬 Weltrekord-Stunt: Der Aston Martin DBS Barrel Roll hält den Guinness-Weltrekord mit sieben kompletten Überschlägen. Die Spezialeffekt-Crew installierte eine luftbetriebene Kanone hinter dem Fahrersitz, weil normale Rampen nicht funktionierten.
- 💪 Craigs Vorbereitung: Daniel Craig nahm 20 Pfund Muskelmasse zu, las alle Ian Fleming-Romane und sprach mit echten Mossad- und MI6-Agenten, die als Berater bei „Munich“ gearbeitet hatten.
- 🦷 Verlorene Zähne: Craig verlor beim Dreh zwei Zähne während einer Kampfszene. Sein Zahnarzt musste aus London eingeflogen werden, um Kronen in seinen Mund zu zementieren.
- 🏃 Parkour-Legende: Der Mann, den Bond in der Eröffnungssequenz jagt, ist Sébastien Foucan – einer der Erfinder des Parkour. Die Sequenz dauerte sechs Wochen Drehzeit.
- 🎰 Poker-Noob: Daniel Craig war der einzige Schauspieler am Pokertisch, der vorher nicht Poker spielen konnte. Mads Mikkelsen und alle anderen waren erfahrene Spieler.
- 🚗 Teure Zerstörung: Drei Aston Martin DBS (je 300.000 Dollar) wurden an einem einzigen Nachmittag für die Crash-Szene zerstört – alle kostenlos von Aston Martin zur Verfügung gestellt.
- 🩲 Die Badehosen-Szene: Der ikonische Moment, in dem Bond in Badehose aus dem Meer steigt, war ein Unfall – Craig trat auf eine Sandbank und musste aus dem Wasser steigen. Der Regisseur fand es so gut, dass er es im Film ließ.
- 👔 Vespers Idee: Daniel Craig überzeugte den Regisseur, dass Vesper in der Duschszene vollständig angezogen sein sollte, nicht in Unterwäsche. Er argumentierte, sie sei zu traumatisiert, um sich auszuziehen – und er hatte recht.
- 🎭 Henry Cavill fast Bond: Der heutige Superman war neben Craig der Hauptkandidat für die Rolle. Martin Campbell fand ihn perfekt, aber mit 22 zu jung.
- 🩸 Brutale Folterszene: Mads Mikkelsen schwang das geknotete Seil während der Folterszene wirklich hart, während Craig komplett nackt (nur mit Holzschutz) auf dem Stuhl saß. Die Szene wurde so intensiv, dass Campbell sie bremsen musste.
Pro & Contra zu Casino Royale
✅ Stärken
- Daniel Craig liefert die beste Bond-Performance seit Connery
- Perfekte Balance zwischen Action und Charakterentwicklung
- Eva Green als komplexestes Bond-Girl aller Zeiten
- Praktische Stunts statt CGI-Overkill
- Mads Mikkelsen als bedrohlicher, menschlicher Bösewicht
- Emotionale Tiefe und echte Konsequenzen
- Brillante Regie von Martin Campbell
- Chris Cornells „You Know My Name“ – Top-Bond-Song
- Parkour-Chase ist legendär
❌ Schwächen
- Mit 144 Minuten zu lang (zieht sich nach dem Pokerspiel)
- Das Venice-Finale wirkt gehetzt und unfertig
- Kein Bond-Humor mehr – der Charme ist komplett weg
- Wo sind die Gadgets, der Stil, die Eleganz?
- Bond fühlt sich an wie Jason Bourne 2.0 – austauschbar
- Zu düster, zu ernst – wo ist der Spaß am Bond-Film?
- Die Romantik mit Vesper wirkt forciert und melodramatisch
Vergleich mit ähnlichen Filmen
| Film | Jahr | Rating | Ähnlichkeit |
|---|---|---|---|
| GoldenEye | 1995 | ⭐ 8.5/10 | Ebenfalls von Martin Campbell – der erste Post-Cold-War Bond und Brosnans gelungener Einstand |
| Skyfall | 2012 | ⭐ 9.0/10 | Craigs Höhepunkt – noch cineastischer und persönlicher, aber Casino Royale legte den Grundstein |
| The Bourne Identity | 2002 | ⭐ 8.5/10 | Beeinflusste Casino Royale stark – realistischer Spionage-Thriller mit verwundbarem Helden |
| Mission: Impossible – Fallout | 2018 | ⭐ 9.0/10 | Praktische Stunts meets Spionage-Thriller – ähnlicher Action-Realismus wie Casino Royale |
Häufige Fragen zu Casino Royale
Wie lange geht Casino Royale?
Casino Royale hat eine Laufzeit von 144 Minuten (2 Stunden und 24 Minuten) und war damit zum Zeitpunkt seiner Veröffentlichung der längste James-Bond-Film. Die Länge ist berechtigt – der Film braucht die Zeit, um Bonds Charakterentwicklung und die komplexe Beziehung zu Vesper aufzubauen.
Ab welchem Alter ist Casino Royale geeignet?
In Deutschland hat Casino Royale eine FSK-Freigabe ab 12 Jahren. Die JMK (Jugendmedienkommission) empfiehlt allerdings ab 14 Jahren. Der Film enthält intensive Action, eine brutale Folterszene und erwachsene Themen. Für jüngere Zuschauer könnte das zu hart sein.
Ist Casino Royale der erste Bond-Film?
Nein, aber er ist ein Reboot, der chronologisch am Anfang spielt. Casino Royale ist der 21. offizielle Bond-Film der EON Productions, erzählt aber die Geschichte, wie James Bond seinen 00-Status erhält. Es ist der perfekte Einstiegspunkt für neue Fans.
Muss ich vorherige Bond-Filme gesehen haben?
Absolut nicht! Casino Royale ist ein kompletter Neustart. Du brauchst keine Vorkenntnisse. Der Film erklärt alles von Grund auf und funktioniert perfekt als eigenständiger Thriller. Tatsächlich ist es DER beste Film, um mit Bond anzufangen.
Wo wurde Casino Royale gedreht?
Der Film wurde an verschiedenen internationalen Locations gedreht: Tschechien (Prag, Karlovy Vary für die Casino-Szenen), Bahamas (Nassauer Strand-Szenen), Italien (Venedig, Comer See), und natürlich den Pinewood Studios in England. Die internationale Produktion gibt dem Film seinen globalen Scope.
Ist Casino Royale besser als Skyfall?
Das ist Geschmackssache! Casino Royale ist der roheren, direktere Film – ein perfekter Thriller-Reboot. Skyfall ist cineastischer, visuell beeindruckender und emotionaler. Beide sind Meisterwerke. Casino Royale hat den Vorteil, dass es der erste Craig-Bond ist und deshalb die größte Überraschung war.
Warum ist Daniel Craig als Bond so anders?
Daniel Craig spielt Bond härter, physischer und emotionaler als seine Vorgänger. Sein Bond macht Fehler, blutet, zeigt Gefühle. Das ist Absicht – die Filmemacher wollten zurück zu Ian Flemings ursprünglicher Vision eines brutalen, verletzlichen Agenten. Craig macht weniger Witze und mehr Nahkampf.
Lohnt sich Casino Royale auch für Nicht-Bond-Fans?
Absolut! Wenn du die früheren Bond-Filme zu kitschig oder übertrieben fandest, ist Casino Royale perfekt für dich. Der Film funktioniert als eigenständiger Spionage-Thriller mit Charaktertiefe und realistischer Action. Viele Leute, die Bond-Filme hassen, lieben Casino Royale.
Mein Fazit zu Casino Royale
Casino Royale ist ein verdammt guter Action-Thriller. Technisch brillant, perfekt inszeniert, mit starken Darstellern. Daniel Craig liefert eine intensive Performance ab, die Action ist brutal und realistisch, die Stunts beeindruckend. Rein handwerklich ist das Top-Kino.
Aber – und das ist ein großes Aber – ist das noch James Bond?
Der Bond, den ich kenne und liebe, hat Charme. Eleganz. Humor. Er trägt perfekt sitzende Anzüge und bestellt seinen Martini mit einem Augenzwinkern. Er ist cool unter Druck, nicht verbittert. Er hat Spaß an seinem Job, auch wenn’s gefährlich wird. Er ist eine Fantasie-Figur – und genau das macht ihn interessant.
Casino Royale wirft all das über Bord. Craig spielt Bond wie einen brutalen Schläger mit Traumata. Kein Witz, kein Lächeln, keine Leichtigkeit. Die Gadgets sind weg, Q fehlt komplett, Moneypenny gibt’s nicht. Stattdessen: Prügeleien in Treppenhäusern und eine depressive Liebesgeschichte. Das könnte genauso gut Jason Bourne sein. Oder Jack Reacher. Oder jeder andere generische Action-Held.
Die Vesper-Romanze? Für meinen Geschmack zu melodramatisch. Klar, Eva Green spielt gut, aber Bond braucht keine 30-minütige Trauerszene. Das zieht den Film unnötig in die Länge und bremst das Tempo nach dem Pokerspiel komplett aus.
Und genau da liegt mein Problem: Casino Royale versucht zu sehr, ein „ernsthafter“ Film zu sein. Es will Prestige-Kino sein statt Entertainment. Es schämt sich für das, was Bond immer war – eine eskapistische Fantasie mit Stil und Spaß. Stattdessen bekommen wir einen grimmigen Realismus-Trip, der zwar gut gemacht ist, aber die Seele der Reihe vermissen lässt.
Versteh mich nicht falsch: Als eigenständiger Action-Film ist Casino Royale stark. Die Parkour-Chase ist legendär, das Pokerspiel spannend inszeniert, die Folterszene intensiv. Martin Campbell kann inszenieren, keine Frage. Aber als Bond-Film? Da fehlt mir einfach zu viel von dem, was die Reihe ausmacht.
Der kommerzielle Erfolg (616 Millionen Dollar, 94% auf RT) zeigt: Das Publikum wollte diesen härteren Bond. Aber für mich persönlich ist das kein Bond mehr. Das ist ein guter Spionage-Thriller mit dem falschen Namen drauf.
Trotzdem: 8 von 10 Punkten. Weil der Film handwerklich exzellent ist, weil Craig eine starke Performance abliefert, und weil die Action sitzt. Aber der halbe Punkt Abzug bleibt – für die verlorene Bond-Magie.
Tribun
Daniel Craig liefert eine intensive, brutale Performance ab in einem technisch brillanten Film. Die Action ist erstklassig, die Stunts beeindruckend, die Inszenierung top. Aber: Wo ist der Bond-Charme? Wo der Humor, die Eleganz, der Spaß? Casino Royale fühlt sich an wie Jason Bourne mit Bond-Namen – hart, düster, humorlos. Die Vesper-Romanze zieht sich zu lang, der Film verliert nach dem Pokerspiel an Tempo. Handwerklich exzellent, aber die Seele von 007 fehlt.
Filmdaten bereitgestellt von
The Movie Database (TMDB)
⚡ Zuletzt aktualisiert: 12. Oktober 2025
Streaming-Verfügbarkeit geprüft
2 Kommentare
Super Einstieg von Craig als Bond. Fanpleasing!